Neonazi-Rockfestivals in Themar

Zwischen Juli 2017 und Juli 2019 fanden im thüringischen Themar fünf Rechtsrockfestivals statt. Bis zu 6.000 Personen besuchten die als politische Kundgebungen deklarierten Veranstaltungen. Die Ausrichter melden die Musik-Events als Kundgebungen an, weil diese unter besonderem gesetzlichen Schutz stehen. Sie können nicht so leicht verboten werden wie private Veranstaltungen und die Polizei muss einen gesicherten Ablauf gewährleisten.

Großveranstaltungen dieser Art mit Besucher*innen aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland sind wichtige Vernetzungstreffen. Parteikader, Aktivist*innen von rechtsextremen Gruppierungen wie z.B. Combat 18, Blood & Honour, Hammerskins, verschiedenen Kameradschaften, Musikproduzent*innen, Bands, Hersteller*innen von rechtsextremer Szenekleidung treffen sich und tauschen sich aus. Den Teilnehmer*innen bieten die Konzerte ein Gemeinschaftserlebnis, das die eigene Verortung in der Szene festigt.

Auch finanzielle Aspekte spielen eine große Rolle. Schätzungen zufolge wurde mit dem ersten Rechtsrockfestival in Themar nur über Eintritt und Getränke ein Gewinn im sechsstelligen Bereich generiert. Zusätzlich wurden an Merchandisingständen hohe Umsätze gemacht.

Fast alle Besucher*innen in Themar stellten mittels Kleidung, Tätowierungen und Schmuck ihre politische Gesinnung deutlich zur Schau. Sie präsentierten sich in T-Shirts mit aufgedruckter Propaganda – von Wehrmachtsverherrlichung und bis zu antisemitischen Parolen – oder trugen einschlägige rechte Marken. Die Veranstaltung glich einem Schaulaufen mit Neonazi-Mode.